Italien rückt näher

Ich konnte mich einer Reisegruppe um die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig MdB anschließen und in Südtirol den Stand der Arbeiten am Brenner Basis Tunnel (kurz BBT) besichtigen.
Martin Ausserdorfer, Direttore Consorzio Osservatorio BBT und Bürgermeister von St. Lorenzen ließ es sich nicht nehmen "seine" Baustellte selbst zu präsentieren. „173 von 230 Tunnelkilometer sind schon in den Berg getrieben“, verkündeter er stolz. Dabei vergaß er nicht seinen Wunsch eines funktionierenden Nordzulaufs, angesichts der mitgereisten Politprominenz, zu platzieren. Die Südtiroler und Tiroler sind sich einig: Der Alpentransit muss auf die Schiene! Ausserdorfer hat sich dabei vom ursprünglichen Projektgegner zum Eisenbahnenthusiasten entwickelt.
In Italien ist man darüber hinaus vom Wert einer funktionierenden Eisenbahn überzeugt. Man hat es geschafft die Bürger vor Ort mitzunehmen und Kompromisse zu schließen.
Ein wenig neidisch auf das Geschick der Südtiroler blickend, konnte auch Daniela Ludwig einige Tipps und Erfahrungen Ausserdorfers mitnehmen um ihr Ziel eines funktionierenden Nordzulaufs, der jedoch die Belastungen für Mensch und Umwelt so gering wie möglich hält, näher zu kommen. Konkret bedeutet das in Berlin den einen oder anderen zusätzlichen Tunnelkilometer herauszuhandeln, auch wenn man dann als Bremser abgestempelt wird.
Darüber hinaus sind auch kulturelle Unterschiede zu bewältigen. Im Land des „Dolce Vita“ wird für den Neubau einer Eisenbahnstrecke keine Ausgleichsfläche benötigt, weil dies als umweltfreundliche und klimaschützende Maßnahme zählt. Das deutsche Inntal gehört zum Land der Leitz-Ordner und es muss für jeden Gleisquadratmeter zusätzlich Ausgleichsfläche von der meist landwirtschaftlich genutzten Fläche abgezwackt werden.
Abzuwarten bleibt, was die von Daniela Ludwig mitinjizierte Anhörung vor dem Verkehrsausschuss in Berlin an diesem Mittwoch bringt.
Von einer attraktiven Eisenbahnverbindung in den Süden, werden irgendwann auch wir Soyener profitieren. Wir sollten uns aber keine Illusion machen: Der Traum von den Bestandsstrecken kann jäh von durch Soyen ratternden Güterzügen beendet werden!
Der Busausflug hat die Staatskasse nicht belastet, wie andernorts spekuliert wurde, alle Teilnehmer mussten die Unkosten selbst tragen.
Die Beobachtungsstelle Franzensfeste ist ein lohnender Abstecher auf dem Weg in den Süden und kann von jedermann/frau besucht werden. (www.bbtinfo.eu)

Helmut Grundner