Jesus, Lehrer und Pädagoge

 

Im Sonntagsevangelium berichtet Johannes von der wunderbaren Brotvermehrung (Joh 6, 1-15), bei dem fünf Brote und zwei Fische über 5000 Menschen satt machten, und zudem die übriggebliebenen Brotstücke noch zwölf Körbe füllten.
Auch die anderen drei Evangelisten (Mt 14, 13 -21, Mk 6, 30 - 44, Lk 9, 10 – 17) berichten über dieses Zeichen Jesu, und alle, außer Johannes berichten von der zentralen Forderung Jesu an seine Jünger: "Gebt ihr ihnen zu essen!" (Das Johannesevangelium entstand viel später und der Bezug des Wunders sollte daher mehr auf das Geheimnis der Eucharistie lenken)
Wie die Jünger, auch wir würden häufig so auf ein Problem reagieren, wenn es uns als unlösbar erscheint.  Können wir es an andere weiterreichen oder in deren Verantwortung stellen?
Jesus aber, reagiert ganz anders als erwartet, kein: "Ich mach das schon:" da ja seine Jünger wieder ganz selbstverständlich ein Wunder von ihm erwarteten. Nein, er tritt wie ein Lehrer oder Pädagoge auf indem er sagt:  "Gebt ihr ihnen zu essen!"
Damit macht Jesus deutlich: "Bevor ihr Schwierigkeiten und Probleme auf andere abwälzt, schaut erst einmal, wozu ihr selbst in der Lage seid. Und wenn es euch als zu gering oder zu wenig erscheint, seid nicht undankbar, sondern bereit das Wenige einzusetzen und auszuteilen."
Diese Aufforderung Jesus: "Gebt ihr ihnen zu essen!" macht deutlich, dass nicht er als alleiniger Retter aus aller Not auftritt, sondern er immer erst unsere individuellen Fähigkeiten und Kräfte stärken will.  (Dieses Vorgehen findet sich auch in den Lehren vieler Pädagogen wieder (z.B. Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) und Maria Montessori (1870 - 1952): Hilfe zur Selbsthilfe.
Vertrauen auch wir unseren Möglichkeiten und seien dankbar dafür. Dann dürfen wir sie auch Gott hinhalten und darauf vertrauen, dass auch er das Seine dazu beiträgt. Und ganz gewiss bleibt da was übrig, und wenn es nur ein Beispiel für andere wird.
Diakon Michael Bichler